Vom Rettungsdienst zum Pflegedienst - unsere neue Pflegedienstleitung Kay Kandert

Ein Interview mit Herrn Kandert, unserem neuen Pflegedienstleiter, über erste Eindrücke, beruflichen Werdegang und die Digitalisierung in der Pflege.

 

Nun sind Sie seit einem Monat als Pflegedienstleiter bei uns in der Erler-Klinik: Wie sind Ihre ersten Eindrücke vom Haus?

Der positive Eindruck, den ich bisher als Außenstehender hatte, bestätigt sich. Das geht los bei dem sehr gelungenen Internetauftritt, auch gerade für Bewerber. Das zieht sich aber auch in alle Bereiche durch. Wenn ich mir vorstelle, ich komme als Patient in die Erler-Klinik, dann vermittelt dieses schöne Gebäude schon baulich einen positiven Grundeindruck. Alles wirkt freundlich und modern, auch für diejenigen, die hier arbeiten, ein gutes Arbeitsumfeld. In der Erler-Klinik habe ich schon das Gefühl, dass die Wege sehr kurz sind und man sich nach kurzer Zeit relativ gut kennt. Und es gibt den gemeinsamen TeamErler-Gedanken, der die Mitarbeitenden trägt. Hier scheint alles zudem gut organisiert, es gibt definierte Prozesse. Grundsätzlich weiß jeder, was er zu tun hat. An Stellen, an denen man merkt, da läuft es nicht so ganz rund, gibt es ein Problembewusstsein und die Bereitschaft, die Probleme anzupacken. Die Häuser, in denen ich vorher beschäftigt war, waren größer und damit ein Stück weit unpersönlicher.

Welches waren Ihre beruflichen Stationen vorher?

Meine Ausbildung zum staatlich anerkannten Gesundheits- und Krankenpfleger habe ich an der Uniklinik in Erlangen gemacht und dort insgesamt 10 Jahre gearbeitet. Das ist natürlich eine Riesenhaus, in dem man sich eher auf seinen Fachbereich fokussiert und dort die Kollegen am besten kennt. Zuletzt war ich im Klinikum in Neumarkt tätig, einem Haus, das mit seinen 530 Betten, 17 Fachabteilungen und rund 20.000 stationären Patienten jährlich auch eine Nummer größer ist als die Erler-Klinik.
Dort waren wir fünf Pflegedienstleitungen mit einem übergeordneten Pflegedirektor. Dort war ich verantwortlich für 7 Bereiche – das waren Normalstationen, aber auch Spezialbereiche wie Endoskopie oder Palliativstation. Besonders geprägt hat mich der pflegerische Einsatz in einer kleinen Spezialstation „Knochenmarktransplantation“ an der Uniklinik Erlangen. Diese Station war mein Wunscheinsatz innerhalb und nach der Ausbildung. Wir hatten dort hauptsächlich Leukämiepatienten, die in Umkehrisolation und Einzelzimmern lagen. Lange Liegedauer, teilweise schwere Verläufe und eine sehr enge Bindung zwischen Patienten und Pflegekraft. 

Sie kommen ja aus dem Rettungsdienst und sind danach in die Pflege gewechselt. Was waren hier Ihre Gründe?

Nach dem Abitur befand ich mich beruflich in einer Orientierungsphase und habe zuerst einmal Zivildienst in einem nicht qualifizierten Patientenfahrdienst gemacht. Ohne den Zivildienst wäre ich niemals in den Gesundheitsbereich hineingekommen. Meine nächste Station war dann der Rettungsdienst. Am Rettungsdienst hat mir immer gut gefallen, dass es eine spannende und medizinisch interessante Tätigkeit ist und dass man viel rumkommt.
Aber mir war damals schon klar, das kann ich auf keinen Fall auf Dauer machen, weil die Tätigkeit körperlich sehr anstrengend ist und die Entwicklungschancen auch einfach nicht so groß sind. Pflege oder Medizin? Je länger ich in Kliniken zu tun hatte, auch in Form von Praktika, habe ich festgestellt, dass der Bereich der Pflege mir persönlich sehr gut entsprochen hat. Und so habe ich die Pflegeausbildung gemacht.

Wie muss ein attraktiver Arbeitsplatz für die nachrückende Generation von Pflegekräften aussehen?

Das ist sehr vielschichtig. Zum einen müssen die Rahmenbedingungen stimmen: Urlaub, Bezahlung, Arbeitszeiten. Patienten müssen rund um die Uhr versorgt werden, keine Frage. Aber auch da müssen wir schauen, dass wir uns ein Stück weit mehr hin zu flexibleren Arbeitszeiten öffnen. Viele Mamas zum Beispiel können nur vormittags arbeiten, das leuchtet mir ein. Die Station muss aber rund um die Uhr besetzt sein. Wir müssen einen Weg finden, beide Interessen zu vereinen, damit es am Ende des Tages für alle Seiten ein zufriedenstellendes Ergebnis gibt. Ein attraktiver Arbeitsplatz geht los mit der Frage: Wie gut ist das Klima an meinem Arbeitsplatz? Wie verhalten sich Vorgesetzte, Stationsleitung, Pflegedienstleitung? 

Wie ist hier der Anspruch an sich selbst?

Im Rahmen meiner Möglichkeiten versuche ich verbindlich aufzutreten, authentisch zu sein. Damit einen Weg vorzugeben, Leitplanken zu setzen, auch Individualentwicklungen möglich zu machen. Das Ziel muss halt klar sein: Wenn das Ziel definiert ist und die Leitplanken, dann ist der Weg dahin erst einmal zweitrangig. Wir haben in den verschiedenen Bereichen sehr fähige Führungskräfte, die ihr Team gut kennen.
Darauf vertraue ich, dass sie ihre Arbeit gut machen und die Mitarbeiter dort abholen, wo sie gerade sind. 

 

Wie schätzen Sie den Einsatz von Robotik in der Pflege ein? Was kommt in Zukunft auf die Pflegekräfte in Krankenhäusern zu?

Das wird sicher die mittelfristige Zukunft sein. Ich habe offen gestanden auch keine Angst davor. Jeden Morgen spreche ich mit Siri und Alexa, warum soll ich nicht einen Roboter mit in den Pflegeprozess einbinden? Für mich schließt sich das nicht aus. Ich denke sogar, dass es ein Stück weit notwendig sein wird. Ich würde sagen: Gucken, was gibt es auf dem Markt, ausprobieren, Sinnhaftigkeit prüfen. Wenn etwas nicht gut klappt, dann ist auch gut. Von vorneherein sperren würde ich mich da auf keinen Fall. 

 

Verraten Sie uns noch abschließend: Mit welchem Lebensmotto stehen Sie morgens auf?

Ein eigentliches Lebensmotto habe ich so nicht. Ich denke mir allerdings oft: Es kommt eh anders als gedacht. Ich bin ein sehr strukturierter Mensch. Ich mag gerne feste Abläufe, bin aber auch bereit, davon abzuweichen. Ich denke, solange es für alle passt und wir alle unserem Auftrag nachkommen können, dann war es ein guter Tag. Und wenn nicht: Dann wird der nächste Tag hoffentlich besser.


KURZVITA KAY KANDERT

Der ausgebildete Rettungssanitäter und Rettungsassistent sowie staatlich anerkannte Gesundheits- und Krankenpfleger war nach seinem Bachelor-Studium „Pflege dual“ und einer sich anschließenden Weiterbildung zur Stationsleitung acht Jahre lang auf der Knochenmarktransplantation-Station des Universitätsklinikums Erlangen tätig. Zuletzt arbeitete er in der Position eines Pflegedienstleiters am Klinikum Neumarkt in der Oberpfalz.